Der kleine "Waldknigge" für Waldbesucher
"Wer den Wald betritt, hat sich so zu verhalten, dass die Lebensgemeinschaft Wald und die Bewirtschaftung des Waldes nicht gestört, der Wald nicht gefährdet, beschädigt oder verunreinigt sowie die Erholung anderer nicht beeinträchtigt wird"
§ 37 (1) Waldgesetz für Baden-Württemberg
Der Besuch des Waldes ist kostenlos und erfolgt auf eigene Gefahr. Alle Naturfreunde sind willkommene Gäste. Es sollte aber bedacht werden, dass es immer einen Waldeigentümer gibt und fremdes Eigentum betreten wird. Deshalb und dem Wald zum Wohle sollten einige Regeln beachtet werden.
- Abfälle gehören in die Tonne und nicht in den Wald. Also bitte wieder mit nach Hause nehmen.
- Ein Picknick im Wald ist eine tolle Sache, aber auf ein Lagerfeuer oder einen Campinggrill muss verzichtet werden, solange es sich nicht um eine gekennzeichnete Feuerstelle handelt. Damit es zu keinem Waldbrand kommt, ist ein Feuer im Wald auch noch in einer Entfernung von 100 Metern zum Waldrand verboten! Übrigens ist auch das Rauchen im Wald vom 1. März bis 31. Oktober nicht erlaubt.
- Tierbeobachtungen sind schön und interessant. Die Waldtiere brauchen an ihren Zuflucht-, Nist-, Brut- und Wohnstätten aber Ruhe. Tiere dürfen auf keinen Fall gefangen oder verletzt werden.
- Im Wald gibt es viele Pflanzen, diese dürfen nicht grundlos beschädigt werden. Soweit die Pflanzen nicht geschützt oder in bestimmten Schutzgebieten wachsen, dürfen Pflanzen oder Teile davon in kleinen Mengen für den Eigenbedarf (z.B. zum Basteln) gesammelt werden. Das können Zapfen, Kastanien, ein Handstrauß, Blumen aber auch essbare Pflanzen wie Beeren und Pilze sein. Aber Vorsicht: Manche Pflanzen sind sehr giftig. Alle essbaren Pflanzen sollten vor dem Verzehr erst einmal gewaschen und dann erhitzt werden!
- Der Wald hat keine besonderen Besuchszeiten. Um den Wildtieren aber ihre Ruhe zu lassen, sollte die Nacht und die frühen Morgen- und späten Abendstunden für Ausflüge möglichst gemieden werden. Deshalb ist auch Campen oder Zelten im Wald nicht möglich.
- Die meisten Waldbesucher möchten sich im Wald erholen und schätzen die Ruhe. Deshalb und auch aus Rücksicht auf die Wildtiere sollte auf Lärm verzichtet werden.
- Spaziergängern ist es erlaubt, abseits der Wege zu laufen, solange dort nicht gearbeitet und die Natur nicht zertreten wird. Bei den Streifzügen sollte besondere Rücksicht auf die Waldbewohner genommen werden. Im Zweifelsfall ist es besser, auf den Wegen zu bleiben.
- In Schutzgebieten kann es Betretungsverbote und spezielle Regeln geben. Hier sollten die Besucher unbedingt auf den Waldwegen bleiben und auch nichts in der Natur verändern.
- Keinesfalls darf mit Autos, Mofas, Motorrädern oder Kutschen auf den Waldwegen gefahren werden. Dazu braucht man die Erlaubnis des Waldbesitzers.
- Radfahren im Wald macht viel Spaß. Allerdings sollte das Fahren auf unbefestigten Pfaden und querfeldein vermieden werden. In Baden-Württemberg ist Radfahren nur auf Wegen mit über 2 Metern Breite erlaubt. Fußgänger und Radfahrer sollten gegenseitig auf sich achten.
- Niemand soll auf Hochsitze der Jäger oder auf Holzpolter klettern. Hier passiert es rasch, dass man sich den Fuß einklemmt oder noch schwerer verunglückt!
- Hunde sollten immer in nächster Nähe des Frauchens oder Herrchens sein, besser noch ist Anleinen.
- Bei einer größeren Wanderung in einem unbekannten Gebiet ist eine Wanderkarte zur Orientierung sinnvoll. Wegemarkierungen oder sonstige Anhaltspunkte unterstützen auch bei der Wegsuche.
Gefahren des Waldes
Der Wald hat verschiedene Funktionen. Eine davon ist, den Menschen Erholung und Entspannung zu bieten. Die Wälder mitsamt ihren Freizeiteinrichtungen und Wegen werden dafür von den Forstämtern gepflegt und in Stand gehalten. Trotzdem lassen sich dadurch nicht alle Gefahren im Wald vermeiden. Durch einfache Vorsorgemaßnahmen kann das Risiko jedoch vermindert werden. Auf folgende Risiken wollen wir aufmerksam machen:
- Herunterfallende Äste von Bäumen
Schutz: Vermeiden Sie den Aufenthalt unter toten Bäumen oder Bäumen mit losen Ästen. Während oder nach einem Sturm ist die Gefahr besonders groß, deswegen sollte man zu diesem Zeitpunkt den Wald nicht besuchen. Auf jeden Fall sollen die Absperrungen "Vorsicht Holzfällerarbeiten" weiträumig umgangen werden.
- Zecken
Zecken können Krankheiten wie Hirnhautentzündung oder Borreliose übertragen. Sie sitzen unter anderem auf Sträuchern, Bäumen und Gräsern bis zu einer Höhe von 1,5 Metern. Besonders aktiv sind sie in den Monaten Mai/Juni und September/Oktober. Bevorzugt suchen sie am menschlichen Körper nach Wärme und leicht verschwitzten Stellen wie Nacken, Achseln und Kniekehlen. Schutz: Das Bedecken von Kopf, Armen und Beinen bietet zwar keinen hundertprozentigen Schutz, ist aber zu empfehlen. Direkt nach einem Waldaufenthalt sollte der ganze Körper nach Zecken untersucht werden, da sich die Zecken erst nach einige Stunden festbeißen. Beim Entfernen sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass der Bauch der Zecke nicht gequetscht wird, da sich die Borrelioseerreger im Magen befinden. Anschließend sollte die Bissstelle markiert und weiterhin beobachtet werden, bei auffälliger Rötung sollte ein Arzt aufgesucht werden.
- Fuchsbandwurm
Der Fuchsbandwurm ist ein im Dünndarm (hauptsächlich) von Füchsen lebender Parasit. Auch der Mensch kann die mit bloßem Auge nicht sichtbaren Eier aufnehmen, wenn er in Kontakt mit befallenen Tieren (auch Hunde und Katzen können Träger sein) oder mit kontaminierten Lebensmitteln (Waldfrüchte, Pilze, Fallobst, Gemüse) kommt. Schutz: Waldfrüchte die bodennah wachsen, wie Heidelbeeren oder Pilze, sollen nicht gegessen werden (hierunter fällt auch das Kauen auf Gräsern). Nur nach gründlichem Waschen und Erhitzen auf über 60°Grad Celsius können diese genossen werden.
- Giftpflanzen und Pilze
Giftpflanzen sind "Bäume, Sträucher und Kräuter, deren Inhaltsstoffe gesundheitliche Störungen hervorrufen können." Es gibt Pflanzen, bei denen der Verzehr (z.B. Tollkirsche) und Pflanzen, bei denen schon der Hautkontakt schädlich sein kann (z.B. Saft der Herkulesstaude). Häufig verhindert Erbrechen, dass hohe Konzentrationen des Giftes in den Körper gelangen. Ein Arzt sollte bei einer Vergiftung auf jeden Fall aufgesucht werden.
- Tollwut
Die Tollwut ist eine Viruskrankheit, die von Tier auf Tier, aber auch auf den Menschen übertragen werden kann. Träger dieser tödlichen Erkrankung sind in Europa hauptsächlich Wildtiere. Der Hauptwirt ist der Fuchs, aber auch Reh, Marder und Dachs können davon befallen sein. Tollwut bewirkt eine Verhaltensänderung bei Tieren. Ein besonders charakteristisches Merkmal ist die vermeintliche Zutraulichkeit der Tiere. Gefährdet sind dabei Füchse, Marder, Dachse, streunende Katzen und Hunde. Schutz: Ein sofortiger, ruhiger Rückzug vermeidet, dass bei von Tollwut infizierten Tieren der Jagdtrieb ausgelöst wird. Tote Kadaver sollen auf keinen Fall angefasst werden. Auch bei zugelaufenen Tieren unbekannter Herkunft ist Vorsicht geboten. Die Tollwutvorkommnisse sind mittlerweile stark zurückgegangen. Schilder im Wald informieren über Tollwutgebiete. Bei einem Biss sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
- Allergien
Allergische Reaktionen können durch sämtliche Reize ausgelöst werden, wie Sonne, Pollen, Haare der Eichenprozessionsspinner, Wespen- oder Bienenstiche. Schutz: Bei bekannten Allergien empfiehlt es sich, die Ursachenquelle zu meiden und sich entsprechend zu schützen (z.B bei Sonnenallergie langes T-Shirt und Hose) und entsprechende Notfallmedikamente mit sich zu nehmen.
- Hantavirus-Infektion
Die Hantavirus-Infektion kann schwere Erkrankungen unter Beteiligung der Niere, Lunge und anderer innerer Organe hervorrufen. Die in Mitteleuropa dominierenden Virustypen verursachen in der Regel keine schweren Krankheitsbilder, sie verlaufen in einem grippeähnlichen Krankheitsbild. Die Träger der Viren sind Mäuse und Ratten, wobei die Nager selbst nicht erkranken, sondern nur große Virusmengen mit dem Kot, Urin oder Speichel ausscheiden. Schutz: Kontakt mir Mäusen und Ratten vermeiden. An Orten mit Nagerbefall unnötige Staubentwicklung vermeiden, besser feucht wischen als kehren oder staubsaugen.