Poesie 2006

» » » » » » » » » » 31.12.2006 « « « « « « « « « «

Man

nehme

zwölf Monate,

putze sie sauber

von Ärger, Bitterkeit, Pedan-

terie und Angst, und zerlege jeden

Monat in 30 oder 31 Teile, so dass der

Vorrat genau für ein Jahr reicht. Es wird jeder

Tag einzeln ausgerichtet aus einem Teil Arbeit und

zwei Teilen Frohsinn und Humor. Man füge 3 gehäufte

Esslöffel Optimismus hinzu, einen Teelöffel Toleranz, ein

Körnchen Ironie und eine Prise Takt. Dann wird die Masse mit

reichlich Liebe übergossen. Das fertige Gericht schmücke man

mit einem Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es

mit einem

Gläschen

Erinnerungen


Alles Liebe für 2007



» » » » » » » » » » 24.12.2006 « « « « « « « « « «

In der heiligen Nacht tritt man gern einmal aus der Tür
und steht allein unter dem Himmel,
nur um zu spüren,
wie still es ist,
wie alles den Atem anhält,
um auf das Wunder zu warten.

(Heinrich Waggerl, Das ist die stillste Zeit im Jahr)



» » » » » » » » » » 17.12.2006 « « « « « « « « « «

Carpe diem!

Wer aus den Erfahrungen der Vergangenheit Ziele entwickelt,
kann mit Lebensfreude die Gegenwart nutzen
und guten Mutes in die Zukunft sehen.

(Verfasser: Unbekannt)



» » » » » » » » » » 10.12.2006 « « « « « « « « « «

Es gleicht, wer jedem zu raten,
statt einem zu helfen, wählt,
einer tüchtig sausenden Mühle,
der es an Steinen fehlt.

(Friedrich Hebbel)



» » » » » » » » » » 3.12.2006 « « « « « « « « « «

Der Frühling ist zwar schön;
doch wenn der Herbst nicht wär',
wär' zwar das Auge satt,
der Magen aber leer.

(Friedrich von Logau)



» » » » » » » » » » 19.11.2006 « « « « « « « « « «

Hymne an den Kraichgau

Sanfte Hügel dich bedecken,
schönes Land voll Korn und Wein.
Heimat darf ich froh dich nennen,
Heimat sollst mir immer sein.

Innig lieb ich deine Erde,
wenn dein Korn zur Reife neigt,
deinem Meer der goldenen Wogen
süß ein Sommerlied entsteigt.

Deine mir vertrauten Wälder,
deiner Fluren Farbenband,
will ich mit dem Rufe ehren:
Wunderschönes Kraichgauland.

(Philipp Neubrand - Kraichgauer Heimatdichter)



» » » » » » » » » » 12.11.2006 « « « « « « « « « «

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.

Voll von Freuden war mir die Welt,
Als noch mein Leben Licht war,
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkle kennt,
Das unentrinnbar und leise.
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist einsam sein.
Kein Mensch kennt den anderen,
Jeder ist allein.

(Hermann Hesse)



» » » » » » » » » » 29.10.2006 « « « « « « « « « «

Die drei Siebe des Weisen (nach Sokrates)

Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und sagte: "Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen!"

"Halte ein!" unterbracht ihn der Weise, "hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?"

"Drei Siebe?", fragte der andere voller Verwunderung.

"Ja, guter Freund! Lass sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht: Das erste ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?"

"Nein, ich hörte es jemanden erzählen und..."

"So, so! Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst gut?"

Zögernd sagte der andere: "Nein, im Gegenteil..."

"Hm", unterbrach ihn der Weise, "so lasst uns auch das dritte Sieb noch anwenden. Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?"

"Notwendig nun gerade nicht..."

"Also, sagte lächelnd der Weise, "wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit."

Sokrates wurde um 470 v. Chr. in Athen geboren und starb 399 v. Chr. Der zum Tode durch Vergiften (Schierlingsbecher) verurteilte Sokrates, gilt als Urvater der Philosophie. Da Sokrates selbst keine Schriften hinterlassen hatte, verdanken wir seine Gedanken und Ideen vorwiegend seinem Schüler Platon.



» » » » » » » » » » 15.10.2006 « « « « « « « « « «

"Die tiefsten Wahrheiten,
die uns erreichbar sind,
sagt uns die Natur unserer Erde.
Schaue. Höre. Erspüre. Lausche.
Dann sagt sie dir alles."

(J. E. Berendt)



» » » » » » » » » » 8.10.2006 « « « « « « « « « «

Steine, Felsen
grauer Alltag
ist überall.

Überall aber,
auch im Schatten,
ist Leben,
ist Freude,
ist Glück möglich.

Mühsam manchmal,
langsam,
aber ein kleiner Platz
ist immer da.

(Hermann Brüggemann)



» » » » » » » » » » 1.10.2006 « « « « « « « « « «

Das Lied vom bisschen Sonnenschein

Es ist ein bisschen Sonnenschein,
Auf meinen Weg gefallen,
Da hört ich gleich des Glücks Schalmeien
Aus allen Himmeln hallen
Und glaubte gleich,
Das Himmelreich,
Das Himmelreich sei mein.

Der Sonnenschein ist weggeglänzt,
Er galt nicht meinem Wege,
Ich habe mich zu früh bekränzt,
Nun kreischt des Grames Säge:
Der Winter naht,
Der Potentat,
Es hat sich ausgelenzt.

(von Otto Julius Bierbaum)



» » » » » » » » » » 17.9.2006 « « « « « « « « « «

Die Kraft der Träume lässt uns leben
Wie Zuckerwatte, süß und leicht
Lässt Alltagsfrust wie Federn schweben
Kein Glück, kein Ziel bleibt unerreicht

Die Kraft der Träume lässt uns lachen
Als lacht ein Kind zum ersten Mal
Lässt unser Innerstes erwachen
sie führt uns aus dem tiefsten Tal

Die Kraft der Träume lässt uns fühlen
Als wär Dein Kuss die Ewigkeit
Sie kann uns bis zur Venus spülen
Kein Weg wäre mir je zu weit

Die Kraft der Träume lässt uns lieben
Sie ist Rezept zum puren Glück
Als wäre aller Hass vertrieben
Gibt sie die Unschuld uns zurück

Die Kraft der Träume ist die Quelle
Die uns ernährt und nie versiegt
Doch überquere nie die Schwelle
ob der Dein Traum Dich selbst besiegt

(Verfasser unbekannt)



» » » » » » » » » » 13.8.2006 « « « « « « « « « «

Die Zeit flieht

Die Zeit flieht
und sie hat allen Grund dazu.

Sie hat Angst,
totgeschlagen zu werden.

Die Zeit ist das,
woraus Leben gewebt ist.

Zeit ist das,
was der Mensch am stärksten ersehnt
und am wenigsten nutzt.

(Verfasser unbekannt)



» » » » » » » » » » 5.8.2006 « « « « « « « « « «

Keiner blickt dir hinter das Gesicht

(Fassung für Kleinmütige)

Niemand weiß, wie reich du bist...
Freilich mein ich keine Wertpapiere,
keine Villen, Autos und Klaviere,
und was sonst sehr teuer ist,
wenn ich hier vom Reichtum referiere.

Nicht den Reichtum, den man sieht
und versteuert, will ich jetzt empfehlen.
Es gibt Werte, die kann keiner zählen,
selbst, wenn er die Wurzel zieht.
Und kein Dieb kann diesen Reichtum stehlen.

Die Geduld ist so ein Schatz,
oder der Humor, und auch die Güte,
und das ganze übrige Gemüte.
Denn im Herzen ist viel Platz.
Und es ist wie eine Wundertüte.

Arm ist nur, wer ganz vergißt,
welchen Reichtum das Gefühl verspricht.
Keiner blickt dir hinter das Gesicht.
Keiner weiß, wie reich du bist...
(Und du weißt es manchmal selber nicht.)

(Erich Kästner)



» » » » » » » » » » 23.7.2006 « « « « « « « « « «

Jede Wanderschaft

"Jede Reise, jede Wanderschaft
ist ein Aufbruch zu neuen Ufern,
ein Sprengen der Ketten, die uns
an den Fels des Alltäglichen und
Gewohnten schmieden."

(Carl Peter Fröhlich)



» » » » » » » » » » 9.7.2006 « « « « « « « « « «

Nimm dir Zeit

Nimm dir Zeit zum Arbeiten -
es ist der Preis des Erfolges.

Nimm dir Zeit zum Denken -
es ist die Quelle der Kraft.

Nimm dir Zeit zum Spielen -
es ist das Geheimnis ewiger Jugend.

Nimm dir Zeit zum Lesen -
es ist der Brunnen der Weisheit.

Nimm dir Zeit zum Träumen -
es bringt dich den Sternen näher

Nimm dir Zeit, zu lieben und geliebt zu werden -
es ist der wahre Reichtum des Lebens.

Nimm dir Zeit, dich umzuschauen -
der Tag ist zu kurz, um selbstsüchtig zu sein.

Nimm dir Zeit zum Lachen -
es ist die Musik der Seele.

Nimm dir Zeit, freundlich zu sein -
es ist der Weg zum Glück.

(Nach einem alten irischen Gebet)



» » » » » » » » » » 25.6.2006 « « « « « « « « « «

Ich wünsche Dir Kraft!

Wenn all meine Wünsche vergeblich sind,
dann bleibt nur noch eines zu sagen:
"Ich weiß, du stehst mitten im Lebenswind.
Ich wünsche Dir Kraft zum Ertragen."

Ich wünsche Dir Kraft aus der eigenen Mitte,
um Halt zu verleihen dem unsicheren Schritte.
Und wo es Dir schwer fällt,
Dich zu entscheiden mögen Dich all Deine Kräfte begleiten.

Ich wünsche Dir Kraft, um Dich selbst zu entfalten,
Deine Stärke den Ängsten entgegen zu halten.

Ich wünsch`, dass die Hoffnung nie fort von Dir geht,
nur weil keine Kraft mehr dahinter steht.

Ich wünsche Dir Kraft, die in den Stand Dich versetzt,
wieder heilen zu lassen, was Dich verletzt.

Ich wünsche Dir Kraft, die Dir Sicherheit gibt
aus dem niemals versiegenden Strom jener Kraft eines Menschen,
der liebt.

(Liedtext aus dem Firmgottesdienst von Eva-Maria)



» » » » » » » » » » 15.6.2006 « « « « « « « « « «

Im Nebenzimmer saßen ich und du;
Die Abendsonne fiel durch die Gardinen;
Die fleißigen Hände fügten sich zur Ruh,
Vom roten Licht war deine Stirn beschienen.
Wir schwiegen beid', ich wusste mir kein Wort,
Das in der Stunde Zauber mochte taugen;
Nur nebenan die Alten schwatzten fort -
Du sahst mich an mit deinen Märchenaugen.

Th. Storm (1817-1888)



» » » » » » » » » » 11.6.2006 « « « « « « « « « «

Alles gaben die Götter ...

Alles gaben Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.

(Johann Wolfgang von Goethe
aus einem Brief an Gräfin Auguste zu Stolberg)



» » » » » » » » » » 28.5.2006 « « « « « « « « « «

Ein schöner Tag ward uns beschert,
Wie es nicht viele gibt,
Von reiner Freude ausgefüllt
Und Sorgen ungetrübt.

Mit Liedern, die die Nacht dir singt,
So fing der Morgen an.
Die Sonne schenkte Morgenglanz
Dem Tag, der dann begann.
Ein schöner Tag voll Harmonie
Ist wie ein Edelstein,
Er strahlt dich an und ruft dir zu:
"Heut sollst du glücklich sein".

Und was das Schicksal dir auch bringt,
Was immer kommen mag,
Es bleibt dir die Erinnerung
An einen schönen Tag.



» » » » » » » » » » 13.5.2006 « « « « « « « « « «

"Feurig wie ein Rubin
und wie ein Gold so edel
wünscht sich ein Mann
den Wein und das Mädel."

(Volksmund)




"Wer trinkt, soll reinen Herzens sein,
mit Wein ist nicht zu scherzen."

(Friedrich Rückert)




Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang,
der bleibt ein Thor sein leben lang.

(Martin Luther)



» » » » » » » » » » 1.5.2006 « « « « « « « « « «

Im wunderschönen Monat Mai

Im wunderschönen Monat Mai,
als alle Knospen sprangen,
da ist in meinem Herzen
die Liebe aufgegangen
Im wunderschönen Monat Mai
da hab ich ihr gestanden
mein Sehnen und Verlangen

Heine, Heinrich (1797-1856)



» » » » » » » » » » 9.4.2006 « « « « « « « « « «

"Jede Reise, jede Wanderschaft
ist ein Aufbruch zu neuen Ufern,
ein Sprengen der Ketten, die uns
an den Fels des Alltäglichen und
Gewohnten schmieden."

(Carl Peter Fröhlich)



» » » » » » » » » » 26.3.2006 « « « « « « « « « «

Liebe und Frühling

Ich muß hinaus, ich muß zu dir,
Ich muß es selbst dir sagen:
Du bist mein Frühling, du nur mir
In diesen lichten Tagen.

Ich will die Blumen nicht mehr sehn,
Nicht mehr die grünen Matten,
Ich will nicht mehr zu Walde gehn
Nach Duft und Klang und Schatten.

Ich will nicht mehr der Lüfte Zug,
Nicht mehr der Wellen Rauschen,
Ich will nicht mehr der Vögel Flug
Und ihrem Liede lauschen.

Ich will hinaus, ich will zu dir
Ich will es selbst dir sagen:
Du bist mein Frühling, du nur mir,
In diesen lichten Tagen

(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)



» » » » » » » » » » Frühlingsanfang 2006 « « « « « « « « « «

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!

Mörike, Eduard (1804-1875)



» » » » » » » » » » 12.3.2006 « « « « « « « « « «

Man sieht oft etwas hundertmal,
tausendmal, ehe man es
zum ersten Mal richtig sieht.

(Christian Morgenstern)



» » » » » » » » » » 19.2.2006 « « « « « « « « « «

Man muss tun, was man sagt,
und sagen, was man tut.
Das ist das Geheimnis der Glaubwürdigkeit.

(Johannes Rau, † 27.01.2006)



» » » » » » » » » » 12.2.2006 « « « « « « « « « «

Winter Landschaft

Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,
bis auf den letzten Hauch von Leben leer;
die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,
es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.

Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,
erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,
und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,
so gräbt er, glaub ich, sich hinein ins Grab.

Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,
wirft einen letzten Blick auf's öde Land,
doch gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,
trotzt ihr der Tod im weißen Festgewand.

(Friedrich Hebbel)



» » » » » » » » » » 26.1.2006 « « « « « « « « « «

Achte auf deine Gedanken,
denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte
denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter,
denn er wird dein Schicksal.

(Talmud)



» » » » » » » » » » Neujahr 2006 « « « « « « « « « «

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben,
und mit euch wandern in ein neues Jahr.

(Dietrich Bonhoeffer)